Eins von Fynf – Mitte

Im Folgenden eine kleine Kostprobe aus „Eins von Fynf“. Das vollständige Kapitel „Der Besuch“, dem dieser Auszug im Wesentlichen entnommen ist, ist als PDF-Datei zum Download verfügbar.

In einem kleinen Holzhaus auf der anderen Seite des Weges, der von Erlenbruch ins Tal hinunterführt, lebt der alte Michel, ein Sonderling, ein Einzelgänger, der nur einmal in der Woche ins Dorf kommt, um das Wenige, was er für seinen Lebensunterhalt nicht selbst erzeugen kann, zu besorgen. Hauptsächlich ist das Petroleum für seine Lampen, denn an das Stromnetz ist seine Hütte nicht angeschlossen, sein Wasser holt er aus dem Brunnen, mit Milch, Käse und Fleisch versorgen ihn seine Schafe, Gemüse und Obst hat er in seinem Garten und Mehl, mit dem er sein Brot noch heute selber bäckt, bringt ihm ein- bis zweimal im Jahr der Müller.

Wie lange der Mann schon an seiner Gartentür gestanden haben mochte, wusste Michel nicht zu sagen, als er aus der Tür seiner Hütte trat; er hatte weder die Glocke betätigt, noch sich sonst irgendwie bemerkbar gemacht. Er stand einfach dort, gekleidet in einen zartvioletten Umhang über weit fallenden weißen Hosen und schien zu warten, wartete mit geschlossenen Augen. Michel bedeutete dem merkwürdigen Gast, ihm in seine Hütte zu folgen.

Plötzlich schwebte dessen Stimme durch den Raum, klar, gläsern, mit leichtem Hall: „Ich bin Vescal von der innersten aller Welten. Meine Zeit ist knapp bemessen, Die Weiterexistenz von Mitte ist akut bedroht, und wir benötigen Hilfe von außen. Die Rückschleuse nach Terra war als einzige noch funktionsfähig und wer weiß, ob sie es in diesem Augenblick noch ist. Auch die Schleusentore von den Außenwelten zu uns beginnen sich zu schließen, daher ist höchste Eile geboten. Nach allem, was ich von meinem früheren Besuch über dich weiß, bist du momentan der Einzige, der die anstehende Aufgabe bewältigen kann. Da die Verbindungen zu den anderen Welten nicht mehr existieren, musst du selbst die aussuchen, die dich unterstützen können, du brauchst vier Helfer. Keinen mehr und keinen weniger. Ich werde dich bei deiner Auswahl nicht beraten können, du bist auf dich allein gestellt.“ Seine Hände verloren ihr menschliches Aussehen, die Fingerspitzen nahmen die Form länglicher Kristallnadeln an und schimmerten durchsichtig. Mit Mühe formte Vescal die nächsten Worte. „Schleusentor … nahe … suchen … springen … nacheinander … Mut!“